Was mir schon beim ersten Flug über Yangon auffiel, war, dass die Straßen sehr viel ordentlicher und sauberer aussehen, als da wie… also, als ich es mir vorgestellt habe. In der Tat hat sich das auf der ganzen Reise jeden Tag wieder bestätigt: Es ist deutlich aufgeräumter als in den anderen asiatischen Staaten, die ich kenne. Geradezu adrett, würde ich sagen.
Das geht schon mit den Straßen selbst los: Die Asphaltdecke hat wenig Löcher. Viele Überlandstraßen sind in einem besseren Zustand als die in Deutschland. Ehrlich! Keine Flickenteppiche, keine gewellte Fahrbahn, keine Frostsprengung. Klar, die Bürgersteige sind mit einzelnen Betonplatten überdachte Kanäle. Da muss man schon ein bisschen aufpassen, weil man da ja nun wirklich nicht hineinfallen will. Aber man kann tatsächlich mehrere Schritte gehen ohne peinlichst genau darauf zu achten, wohin man seine Krall-, nein also… Füße setzt. Und man kann auch stattdessen einfach auf der Straße gehen. Das ist bezüglich des Untergrundes gänzlich gefahrlos.
Überlandstraßen sind übrigens Staatseigentum und gebührenpflichtig. Der Teil der Gelder, der nicht in korrup“tiefen“ Taschen verschwindet, wird angeblich echt in den Straßenbau investiert. Die Zahlstationen sind mit großzügigem Abstand zu den Orten gebaut worden, so dass die Bewohner die nähere Umgebung ihrer Heimat ohne Gebühren „erfahren“ können.
Die Beobachtung des Verkehrs in Yangon hat mich in den ersten Tagen meines Aus-Fluges immer verwirrt. Irgendetwas stimmt hier nicht, aber was? Erst nach zwei, drei Tagen kam ich drauf: Die haben in Myanmar Linksverkehr. Die Autos sind aber für den Rechtsverkehr gebaut. Na, sowas! Das glaubst du nicht? Dann schau auf dem zweiten Bild dieser Seite noch einmal ganz genau, wo der Kleinlaster fährt und wo der Fahrer sitzt. Woher sie den Linksverkehr haben, ist mir klar: Von den kolonialen Engländern. Aber wieso haben sie Rechts-Autos? Die PKWs sind auf jeden Fall nicht so alt, dass sie noch von vor der Kolonialzeit stammen. Im Gegenteil: Gerade die normalen Autos sind neuere Mittelklassewagen. Und so habe ich die Frage leider unbeantwortet wieder mit nach Hause nehmen müssen.
Was ich ja an exotischen Ländern übrigens ganz besonders liebe, sind die Fahrzeuge! Ich könnte einen ganzen Tag an einer belebten Kreuzung auf einem Laternenmast hocken und die Fahrzeuge bestaunen. Weil sie so überladen sind. Weil sie so kreativ beladen werden. Weil viele von ihnen so alt sind, dass sie schon fast antiquarischen Wert haben. Weil sie trotzdem nicht auseinanderfallen. Eben weil sie so… anders sind.
Die beliebtesten und am meisten verbreiteten Fortbewegungsmittel sind übrigens Mopeds, auf denen ganze Kleinfamilien Platz finden, und die Pick-up-Taxis. Über Land fahren zahlreiche Laster, die so überladen sind, wie ein Amselschnabel beim Materialsammeln für den Nestbau. In der Stadt gibt es unzählbar viele Busse, die in einem wirklich dermaßen maroden Zustand sind, dass ich mich immer wieder gewundert habe, dass sie nicht zusammenbrechen. Deren Motorklappe hinten steht übrigens immer offen, um den Motor vor Überhitzung zu schützen.
Die Zahl der Autos hat seit der Öffnung des Landes im Februar 2011 besonders in der Stadt deutlich zugenommen, habe ich erfahren. Überhaupt ist das Straßenbild seitdem insgesamt viel belebter geworden. Die Menschen gehen raus. Ich glaube aber auch, dass die Sauberkeit und Ordentlichkeit ein Überbleibsel der vorherigen Militätdiktatur ist. Dann war sie doch wenigstens in dieser Hinsicht zu etwas nütze. Immerhin.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viel das alltägliche Straßenbild über die Menschen und ihr Leben erzählt, wenn man nur genau hinschaut.
Infos:
In Myanmar war ich zum Jahreswechsel 2014/15.