Total verschleiert

Calima

 

 

"Dit iss der Calima", sagt Roland zu mir und lächelt mich an. "Ka-alima?" frag ich mich. „Was meint der? Das Klima?“ Ich schaue ihn mit großen Augen an. Mein Blick drückt anscheinend meine ganze Ahnungslosigkeit aus. "Das ist ein Wind aus Afrika," erklärt Roland mir sofort. "Der bringt ganz viel Staub aus der Sahara mit. Dann ist die Luft ganz trocken und es liegt ein dicker schwerer gelber Schleier in der Luft."

Ach so! Ich dachte schon ich hätte heute Morgen eine gelbe Brille auf dem Schnabel. Derweil führt Roland das Thema weiter aus: "Das gibt es hier auf Gran Canaria öfter, da musst du unbedingt heute nach Maspalomas in die Dünen fliegen, das ist an solchen Tagen, als wärst du in der Sahara. Auch eine kleine Runde in den Bergen ist bei diesem gelben Schleier empfehlenswert. Komm, ich zeig dir, wo Du lang musst." Bei Roland bin ich erst Abend gestern untergeschlüpft, als es dunkel wurde. Offensichtlich hat er schnell kapiert, wie neugierig kleine Reiseraben sind.

 

 

 

 

Die Dünen von Maspalomas standen eigentlich nicht unbedingt auf meinem Besuchsplan, aber einen Ausflug in die Sahara klingt dagegen sehr spannend. Ich beschließe: Das will ich sehen! Und nachdem ich die hässlichen Hotelbauten von Playa del Ingles hinter mir gelassen habe und unter einem gelben Himmel auf den gelben Sandbergen stehe, ist es wirklich als wäre ich in der Wüste. Der Saharastaub deckt gnädig die Sicht auf die Hotels von Maspalomas zu und verbreitet wirklich eine Wüstenstimmung. Nur denke ich, dass es in der echten Sahara nicht so viele Fußspuren gibt. Und keine Kioske. Und keine Sonnenanbeter, die hier mancherorts rumliegen, obwohl gar keine pralle Sonne da ist. Egal, ist trotzdem hummelstark hier! Dieses diffuse Licht, die Farben und die subtile Stimmung sind einmalig! Ich hocke mich auf einen der Sandhaufen und träume von den unendlichen Sandmeeren der Sahara und fühle mich wie Ernesto von Arabien.

 

 

 

 

Aber halt! Roland meinte doch, ich solle unbedingt in die Berge flattern und auch dort die seltsame Stimmung des Saharastaubes betrachten. Also los, ab in die Höhen Gran Canarias! Mit etwas Mühe schraube ich mich aufwärts bis zum Pico de las Nieves. Die Luft ist ganz schön trocken und der Staub verfängt sich scheinbar kiloweise in meinem Flokati. Irgendwie sind heute kaum andere Vögel unterwegs, auf jeden Fall weniger als sonst. Aber die Stimmung ist schon etwas Besonderes. Wenn ihr euch die Fotos anguckt, denkt immer daran, dass das Diffuse in der Luft echter Saharastaub ist.

 

 

 

 

Am Abend wird die Luft noch schwerer vor Staub. Ich schlüpfe wieder bei Roland unter, der mir erst mal ein Vogelbad hinstellt. Roland weiß wirklich, was kleine Reiseraben mögen!

 

 


Infos:

Willst du mit mir auf den Kanarischen Inseln weiterreisen? Dann komm´ mit nach La Palma

Oder überhaupt nach Spanien? Ich war auch schon in der Extremadura.

 

 

Auf Gran Canaria war ich im Februar 2020.

 

Wissenswertes über den Calima gibt es hier:  https://de.wikipedia.org/wiki/Calima