Ahhhhhhhh, Sommer! Unterwegs! Sonne! Eis! Italien! Was für eine traumhafte Stadt! Wie so oft, ist auch diese Stadt voller italienischen Tempraments und Lebendigkeit. Oh, Deutsche. Naja, Italien ist ja schließlich der Deutschen liebstes ausländisches Reiseziel. Oh, noch mehr Deutsche. Ähhhhhh, irgendwie sprechen die alle deutsch hier… und da! Da ist das… ALTSTADThotel. Oh, ich erinnere mich: Ich bin ja gar nicht in Italien. Ich bin auf meinem Vogelzug gen Osten entlang der Donau und ich bin gerade in Regensburg angekommen. Na sowas! Und ich hab´ mich noch über den Reiseführer lustig gemacht, in dem stand, dass Regensburg auch als die „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet wird. Holsteinische Schweiz, französischstes Bistro außerhalb Frankreichs, mondähnlichste Landschaft auf Erden… ich finde solche Ausdrücke immer blöd und meistens unpassend. Aber der hier ist nur blöd, passen tut er sowas von gut, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Außer ihr fahrt selber hin und guckt es euch an. Oder ihr bestaunt meine Fotos:
Als erstes habe ich mich also prompt an der nächstbesten Eisdiele mitten unter die Leute gemischt und ein dickes buntes Eis gelutscht. Dann habe ich mich einfach durch die Altstadt treiben lassen. Mal hierhin, mal dorthin, mal da drüben hin. Viele Leute, viele schöne alte Häuser, viele nette Läden, viele Biergärten. Die sind der lustige Gegensatz zum italienischen Flair: An allen Ecken und Enden lachen mir unter dicken Linden zünftige Biergärten samt saftigen Schweinsbraten, Semmelknödeln, knusprigen Hax´n, karierten Tischdecken, Weizenbier und Maßkrügen entgegen. Und allenthalben entdecke ich Trachtenläden, klassisch mit Dirndln und Krachledernen ausgestattet. Nur die Farben der Dirndl sind nicht immer so klassisch: Immer wieder tauchen rosa und türkis auf.
Noch etwas bereichert die exotische Mischung und trägt so zum ganz besonderen Flair von Regensburg bei: Quasi jeder Ort atmet Geschichte. Auch so ein blöder Ausdruck, aber auch der trifft unzweifelhaft zu. Flügelschlag auf Flügelschlag flattere ich an alten Gebäuden aus verschiedensten Stilepochen vorbei und ganz viele davon waren irgendwann im Laufe der letzten Jahrhunderte mal so richtig bedeutungsvoll.
Diese Architektur fand ich so interessant, dass ich mich voller Spannung zu einer absolut passenden Themenstadtführung am nächsten Tag angemeldet habe: „Mit der Architektur durch die Jahrhunderte“ oder so. Jedenfalls ging es darum, Gebäude aus den verschiedensten Stilepochen zu besuchen und dabei über die Merkmale ebendieses Baustiles und über das Leben und Geschehen in dieser Zeit informiert zu werden. Möwenmäßig viel Spaß gemacht hat das! Weil die Frau Florschütz so toll erzählen konnte und so viel wusste wie die niedergebrannte Bibliothek aus „Der Name der Rose“. Das alles würde ich mir nie im Leben merken können. Schließlich bin ich zwar ein angeblich ach so kluger Rabe, aber eben doch nur ein Vogel. Ich behalf mir mit Fotos von den merkenswerten Orten. Nachdem ich mich für die Nacht in ein freies Schwalbennest gequetscht hatte, träumte ich die ganze Nacht von Renaissance-Häusern, gotischen Domen, romanisch anmutenden Wohntürmen, uralten Brücken… So beschloss ich am nächsten Morgen kurzerhand, meinen Aufenthalt in dieser schönen Stadt zu verlängern. Ich hatte eh einen dermaßen heftigen Flügelmuskelkater, dass ich hätte schreien können wie eine Schleiereule und ich hatte mich gestern ziemlich entkräftet bis hierher geschleppt. Da kam mir eine Pause ganz recht. Also LIEF ich die Strecke der Führung noch einmal ab, schaute mir meine Fotos an und repetierte das Gehörte von gestern.
Das Laufen hatte zur Folge, dass wiederum am nächsten Tag meine Füße nicht nur noch platter waren als sowieso schon, sondern auch noch wehtaten. Mir fiel nur eine Lösung ein: Noch eine Führung machen und zwar mit einem tierlieben Stadtführer, bei dem ich mich auf die Schulter setzen konnte. Den fand ich prompt im Domführer Anton (ob des schönen Vornamens habe ich taubendümmlich den Nachnamen vergessen). Ihr Lieben, was soll ich sagen? Antons Ergüsse waren mindestens genauso spannend und gehaltvoll wie die von der Frau Florschütz! Leider, leider war ich insgesamt so ermattet, dass ich seinen Erläuterungen gebannt folgte, aber nicht immer schnell genug mitdenken konnte und mir nicht viel merken konnte. So ein Taubenschiss! Aber auch Antons Führung kann ich nur weiterempfehlen.
Im Groben ging es ihm darum, am Beispiel des Doms die typisch gotische Bauweise zu zeigen und die Geisteshaltung, die dahinter steckte, zu erklären. Ein einziges Beispiel kann ich euch in aller Kürze nennen: An der Innenseite des Portals hat man in eine kleine Nische ganz unten direkt über dem Boden einen Dämon gesetzt. Anton erklärte, dass man damals an Dämonen glaubte und sie als etwas Alltägliches betrachtet hat. Deshalb war man der Meinung, mit ihnen leben zu müssen. Damit sie den Menschen nichts tun, hat man sie möglichst anderweitig beschäftigt, z.B. mit dem Tragen der schweren Last des Domportals. Also, wie gekr… gesagt: Ich folge seinen Ausführungen gebannt und -schwupps!- waren zweieinhalb Stunden vorbei.
Was nun? Natürlich das, was man in Regensburg genauso gut machen kann, wie tolle Stadtführungen: Durch die Straßen treiben lassen, Menschen gucken, mit Vierbeinern anfreunden, sich in Biergärten und Eisdielen verköstigen. Das ist Urlaub! Prompt merkte ich, wie meine Kräfte und die Lust zum Weiterziehen zurückkehrten. Folglich nahm ich am nächsten Morgen Abschied vom schönen Regensburg und versprach, mich noch oft und gerne an meinen Aufenthalt in ihm zu erinnern. Tschüss, Regensburg!
Infos:
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Zum Schlauwerden: Wissenswertes über Regensburg
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