Ich mag die Menschen. Sie sind so urkomisch.
Ich mag die Menschen. Sie haben so lustige Ideen.
Na, kennt IHR das? Das ist ein Milchautomat. Der ist direkt im Gebäude eines Kuhstalles installiert. Passend dazu stinkt und muht es ordentlich im Hintergrund. Und er ist direkt von der Hauptstraße des Dorfes zugänglich. Man hält ein genügend großes Gefäß unter den Hahn, schmeißt Geld in den Schlitz und dem Geldwert entsprechend fließt die Milch. Ich glaube, ungefähr so funktionieren auch eure Parkautomaten an den Straßenrändern. Da kommt halt ausgedruckte Zeit raus statt Milch. Geht alles in allem also ganz einfach. Nur für das Geld müsste es eher einen Einwurftrichter geben, das mit dem Schlitz fand ich unnötig schwer.
Dieses Dings habe ich übrigens in Blindheim entdeckt (das liegt zwischen Dillingen und Donauwörth).
Ich mag die Menschen. Sie sind so beseelt.
So viele Menschen haben eine Leidenschaft, haben etwas, in das sie sich so reinstürzen wie der Bussard auf die Maus. Und wenn sie davon erzählen, reißen sie mich so mit, dass mir der Schnabel offen stehen bleibt. Von einigen von ihnen habe ich euch schon erzählt: Vom Wirt in Niederalteich, der Familie Johannsen mit ihrem Hängegarten, dem Glassammler und seinem Museum in Passau, den Vermieterinnen der Privatzimmer und nicht zuletzt ist auch der Weise beseelt von seiner Sicht der Dinge. Aber ich habe auf meinem Flug gen Osten noch ein paar andere Menschen getroffen, die sich mit Leib und Seele einer Sache verschrieben haben.
In Dillingen z.B. fand ich Nest in einem Hotel mit noch originaler einfachster 60er-Jahre-Ausstattung. War alles picobello sauber und gepflegt, von daher also eine tolle Zeitreise. Aber die wahre Passion des Betreibers war Tee. Er siedelte vor einigen Jahrzehnten von München nach Dillingen über und vermisste schon sehr bald eine anständige Teeversorgung. Also baute er sich seinen eigenen kleinen Teehandel auf. Heute vertreibt er über 90 Tees und ist ein wandelndes Teelexikon. Ohne zu dozieren kann er jede Frage des wissens- und teedurstigen Gastes beantwor- ten, ihm einen Tee nach seinem Geschmack empfehlen und natürlich auch die optimale Zubereitung von ebendiesem. So habe ich also bei meinem morgendlichen Körnerfrühstück auch noch einen Teekurs absolviert und bin seitdem diplomierter Tee-Experte unter uns Vögeln.
Es war der Morgen der begeisterten Menschen. Nach diesem lehrreichen Frühstück mit dem Teeliebhaber brauchte ich noch Schnabelvorrat für den Tag. Zum Glück war gerade Markt in Dillingens Altstadt. Der war zwar klein, aber von jedem Stand, dem man auf einem Markt erwartet, war einer da: Wurst, Blumen, Brot, Obst und Gemüse. Was will man mehr?
Natürlich gab es auch einen Käsestand. Der Verkäufer hat ganz viel Käse im Sortiment und wenn man ihn ganz lieb mit den Flügeln schlagend anguckt und ihn ein bisschen nach seinem Käse ausfragt, darf man sich auch durch das halbe Angebot probieren und ohne zu dozieren kann er jede Frage des wissens- und käsehungrigen Kunden beantworten. Er hat z.B. von einem Lieferanten einen milden Käse, der je nach Jahreszeit in einer anderen Kruste gewälzt wird. Den gibt es dann ca. 3 Monate, dann ist diese Saison vorbei und er bekommt den gleichen Käse, aber mit anderen Krusten. Heuer gab es Rosen-Rosmarin, Heublume und Bauernkräuter. Zum Glück durfte ich immer wieder ein Stück probieren, sonst hätte mein Schnabel ganz schön geklappert vor Appetit. NATÜRLICH habe ich Käse gekauft. Viel. So habe ich also bei meinem morgendlichen Futtereinkauf auch noch einen Käsekurs absolviert und bin seitdem diplomierter Käse-Experte unter uns Vögeln.
Von dieser bezaubernden Szenerie muss ich euch auch noch erzählen! Das ist die Berufung einer ehemaligen Religionslehrerin. Es ist ein Diorama, das eine Seitenkapelle der Katholischen Hofkirche in Neuburg ausfüllt. Das hier zeigt die Pfingstereignisse, aber es gibt noch fünf weitere zu anderen Bibelgeschichten: Ostern, Szenen aus dem Leben der hl. Elisabeth und die Geschichte vom entführten Joseph in Ägypten z.B. Die Lehrerin unterrichtete an einer Schule für Lernhilfe und hat diese Dioramen mit ihren Schülern nach und nach hergestellt. Heute ist sie pensioniert, aber sie lässt es sich nicht nehmen, die Kulissen und Figuren weiterhin zu pflegen. Sie repariert, erneuert und tauscht die Szenen regelmäßig gegen eine der anderen aus. Schaut euch noch einmal genau an, mit wie viel Liebe zum Detail diese ganze Arbeit gemacht ist! Hier gibt es fließendes Wasser an einem Brunnen, da und dort sind die Gebäude von innen beleuchtet, es wimmelt von Figuren und Bauwerken aller Art.
Ihr seht: Es gibt eine Menge Menschen mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus und damit haben sie immer dafür gesorgt, dass mich ihr Thema wirklich beschäftigt hat.
Apropos Neuburg: Das ist übrigens die schönste „Große Kreisstadt“ meines Aus-Fluges und absolut sehenswert. Wer in der Gegend ist, muss dort unbedingt Halt machen. Überzeugt euch mit eigenen Augen.
Infos:
An der Donau war ich im Juli 2012.