Herzlich willkommen in den Waldgesellschaften!

Rüdigsdorfer Schweiz

 

WAS lese ich da? "Waldgersten-, Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwald" und "Orchideen-Buchenwald" sowie "Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald". Himmel, solch sperrige Wortkreationen können sich nur Zweibeiner ausdenken! Aber prompt dienen sie dazu, dass ich schon wieder etwas lerne und den Wald heute mit ganz anderen Augen betrachte.

Bis gestern war Wald für mich Wald. Mal war er "aufgeräumter", mal weniger – sprich: Manchmal gibt es mehr Unterholz, mal weniger. Oder manchmal werden umgefallene Bäume entfernt, mal nicht. Ich habe auch bemerkt, dass in einigen Wäldern die Bäume dichter beieinander stehen als in anderen. Es gibt Gegenden mit Buchenwäldern, welche mit Fichtenwäldern und welche mit Mischwäldern.

 

 

 

 

Diese verschiedenen Beobachtungen hatten für mich nur bedingt etwas miteinander zu tun, aber heute wurde mir klar, dass sie gaaaaaaaanz eng zusammenhängen. Das Zauberwort heißt "Waldgesellschaften". Es gibt viele verschiedene solcher Waldgesellschaften, z.B. "Waldgersten-, Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwald" und "Orchideen-Buchenwald" sowie "Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald". Sie sind benannt nach den vorherrschenden Pflanzen und alle drei Gesellschaften finden sich in der Rüdigsdorfer Schweiz. Und mit diesem Wissen fällt mir prompt auf: Ob ein Wald aufgeräumter oder rumpeliger wächst, hängt von der Waldgesellschaft ab. Ein "Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald" sieht immer durcheinander aus, während ein anderer Buchenwald immer aufstrebend-gotisch aussieht.

 

 

 

 

"Waldgersten-, Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwald" – "Orchideen-Buchenwald" sowie "Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald". Noch einmal, weil es so schön ist. Im Laufe meines Aus-Fluges in die Rüdigsdorfer Schweiz habe ich mir diese Wortkonstrukte immer wieder vorsagen müssen und wenn man das oft genug macht, entwickeln sie am Ende glatt so etwas Poesie.

Zwei weitere Wörter von heute finde ich übrigens ebenso poetisch und zwar gleich beim ersten Mal. "Gipskarstlandschaft" – die ist schuld daran, dass die Rüdigsdorfer Schweiz eine so vielfältige Vegetation hat. "Fransenfledermaus" – die lebt hier.

 

 

 

 

Die Rüdigsdorfer Schweiz ist übringens die leiseste von allen, die ich bisher erlebt habe. So eine intensive Stille in so einem großen Gebiet gibt es hierzulande selten. Mein eigenes Flügelschlagen kommt mir wie lautes Klatschen vor. Das Klopfen eines Spechtes ist weithin zu hören und ich habe mich tatsächlich vor dem Niesen eines Eichhörnchens erschreckt! Näher kommt man der omanischen Stille in Deutschland wohl kaum.

 

 

 

 

Also, wenn du richtig abtauchen magst in Stille und Idylle, dann bist du in der Rüdigsdorfer Schweiz genau richtig aufgehoben!

 

 


Infos:

Für die Fernwandervögel unter euch gibt es den Karstwanderweg Südharz.

Für die Nahwandervögel unter euch gibt es einen passenden Thüringer Urwaldpfad.

 

In der Rüdigsdorfer Schweiz war ich im Juli 2024.